Belichtungseinstellungen
Die grundsätzlichen Möglichkeiten der Belichtungssteuerung wurden bereits dargestellt. Hier soll aufgezeigt werden, in welchen
Situationen bzw. für welche Aufnahmen welche Steuerungsart sinnvoll ist.
Vollautomatiken sind toll für Anfänger und für die spontane Aufnahme, jedoch kommt jede Automatik schnell an ihre Grenzen
. . . und wenn schon eine automatische Belichtung genutzt wird, sollte auf jeden Fall ihre Wirkungsweise bekannt sein. Denn auch in
einer Vollautomatik können einige weinige Parameter voreingestellt werden, zum Beispiel der Bildbereich für die Belichtungsmessung
(Integralmessung oder Spotmessung oder. . .).
Achtung: Die Vollautomatik ist naturgemäß langsam, denn alle Parameter werden gemessen und eingestellt - und verbunden mit dem Bereich
für die Belichtungsmessung wird oft auch die Entfernungsmessung beeinflusst.
Viele Fotografen schwören auf die Einstellungen (zumindest) der Belichtungsparameter ohne jede technische Unterstützung im manuellen
Modus " M ". Neben dem rein technischen Aspekt kann eine manuelle Belichtungseinstellung nicht nur bessere Bilder liefern,
sondern ist zur kreativen Bildgestaltung unabdingbar. In der Digitaltechnik müssen wir (nach dem heutigen Stand der Technik) mit einem
erheblich geringeren Kontrastumfang als in der analogen Technik leben, und die bewusste Entscheidung zur Durchzeichnung der Aufnahme in
den hellen oder in den dunklen Passagen des Bildes ist bei manueller Belichtungseinstellung am Einfachsten möglich. Und die sofortige
Kontrolle am Display gibt uns Recht - oder wir wiederholen die Aufnahme mit veränderten Einstellungen.
Zwar sind die individuellen Einstellungsmöglichkeiten im manuellen Modus besonders groß, jedoch sind die Halbautomatiken durchaus
sinnvoll einzusetzen.
In der Programmautomatik werden von der Kamera grundsätzlich alle Einstellungen wie in der Vollautomatik vorgenommen, jedoch
können viele Parameter individuell abgeändert werden, entweder als Dauereinstellung oder aber anlassbezogen für eine (die nüchste)
Aufnahme.
Die Nutzung dieser Automatik ist sinnvoll, sobald der Kamera nicht mehr alle Einstellungen allein überlassen werden sollen - entweder
weil nach den fotografischen Kenntnissen und Vorstellungen für eine einzelne Aufnahme Abweichungen erforderlich sind oder weil der
persönliche Stil andere Grundeinstellungen der Kamera erfordert.
In der Zeitautomatik geben wir die gewünschte Blende zur Aufnahme vor und die Kamera wählt gemäß den Lichtverhältnissen die
passende Verschlusszeit. Abweichende Einstellungen zur automatischen Belichtungssteuerung sind in der Regel im selben Umfang möglich
wie auch in der Programmvollautomatik.
Die Zeitautomatik arbeitet also mit einer eingestellten, fest vorgegebenen Blende. Damit wird zur Aufnahme maßgeblich Einfluss genommen
auf die Schärfentiefe im Bild; die Verschlusszeit (und ggfs. die Lichtempfindlichkeit) werden lediglich für die korrekte Belichtung
angepasst.
Sinnvoll eingesetzt wird diese Halbautomatik zum Beispiel in der Landschaftsfotografie (Standardeinstellung: Blende 8 für eine große
Schärfentiefe), in der Potraitfotografie (möglichst große Blende für einen unscharfen Hintergrund) oder analog in allen Situationen, in
denen das Hauptmotiv durch eine davor- und dahinterliegende Unschärfe freigestellt werden soll.
Die Blendenautomatik wählt zu einer eingestellten Verschlusszeit die passende Blende (und ggfs. Lichtempfindlichkeit) zur
korrekten Belichtung der Aufnahme. Genutzt wird diese Halbautomatik immer dann, wenn über die Darstellung von Bewegungen im Bild
entschieden werden soll.
Neben der klassischen Begründung einer kurzen Verschlusszeit zum Einfrieren von Bewegungen in Sportaufnahmen oder für die Kinder- und
Tierfotografie (scharfes = korrektes Foto) spielt eigentlich das genaue Gegenteil eine zunehmend wichtige Rolle bei der Wahl der
Verschlusszeit. Die Dynamik einer Bewegung bzw. eines Motivs wird besser ausgedrückt durch eine gewisse Unschärfe im Bild, zum
Beispiel durch die Möglichkeit des "Mitziehens" bei der Aufnahme eines sich bewegenden Motivs, so dass die Umgebung verwischt
abgebildet wird; eine nicht 100prozentige Schärfe des Hauptmotivs wird nicht nur in Kauf genommen, sondern unterstreicht sogar die
Dynamik.
Oder bewusste Lang(-zeit)belichtungen, die sich bewegende Motive vorsätzlich unscharf abbilden. Wasser in jeder Form (Wasserfall, Regen)
sind die klassischen Beispiele zu solchen Gelegenheiten, jedoch auch bewusste Unschärfen durch eine beabsichtigte Kamerabewegung während
der Aufnahme (Zoomeffekte) verlangen nach der Blendenautomatik.
Zwischen der All-Inclusive-Vollautomatik und der vollständig manuellen Belichtungseinstellung liegen die oben skizzierten Halbautomatiken,
die ich inzwischen sehr genieße und die mit Zeit- bzw. Blendenautomatik meine Standardeinstellung bedeuten. Je intensiver man sich mit
der Belichtungssteuerung beschäftigt, umso eher erkannt man jedoch auch die Grenzen der Kamera-Automatiken und nimmt zunehmend häufig
Einfluss auf die von der Kamera ermittelte Belichtungssteuerung -> die Belichtungskorrektur wird zur Standardanwendung.
Gerne arbeite ich persönlich mit der mittenbetonten Integralmessung, so dass in der Regel der Kontrastumfang des Motivs insgesamt
berücksichtigt wird. Dabei werden jedoch bei zu hohen Standardabweichungen nicht alle Bildbereiche zufriedenstellend belichtet, so
dass korrigierend eingegriffen werden muss. An Stelle der denkbaren Spotmessung auf einen kleinen Bildbereich (Hauptmotiv) benutze ich
lieber die Belichtungskorrektur, die mir leichter von der Hand geht. Jedoch ist auch jeder andere Eingriff in die Technik denkbar.
Hauptsache bleibt, das Hauptmotiv des Bildes ist korrekt belichtet, korrekt im Sinne der beabsichtigten Bildwirkung!
Anhaltspunkte finden sich in den -> Tipps und Tricks .
Vergessen sollten wir bei dem Thema der Belichtung nicht das Blitzlicht, sowohl den normalerweise in der Kamera eingebauten
"Zwerg" als auch ein lichtstärkeres Zusatzblitzgerät. Fast jede noch so kleine Digitalkamera besitzt ein kleines eingebautes Blitzgerät.
Allen gemeinsam ist die Tatsache, dass es sich hierbei um keine Kraftprotze handelt, so dass diese Blitzlichter nicht jede Aufnahme
möglich machen. Sofern einige Dinge beachtet werden, können aber auch die Blitzzwerge oft genug sehr hilfreich sein. Und vergessen wir
nicht, dass unsere Digitalkameras sehr lichtstark sind . . .
Die Intensität des Blitzlichts nimmt quadratisch mit der Entfernung ab, so dass 1. der Vordergrund überbetont wird und 2. Objekte in
größerem Abstand nicht mehr ausgeleuchtet werden. Insbesondere im Freien (ohne lichtreflektierende Wände) haben Blitzlichtaufnahmen mit
Motiven in einigen Metern Entfernung kaum noch eine Chance! Und es sollte berÜcksichtigt werden, dass alle bildwirksamen Motive in
ungefähr derselben Entfernung stehen, um eine gleichmäße Ausleuchtung zu ermöglichen.
Blitzen " ja oder nein " - diese Frage sollten wir keiner Automatik überlassen. Das Ergebnis kann bei jeder Fußballübertragung im
Fernsehen begutachtet werden, wenn eingebaute Blitzzwerge bei Bildern von den Zuschauerrängen ein Motiv in 50m oder 80m Entfernung
ausleuchten sollen . . .
Auch wenn manchmal bei Motivabständen von weniger als 3 Metern sogar eine Reduzierung der Blitzleistung notwendig wird, handelt es sich
bei den eigebauten Blitzlichtern doch nur um eine Unterstützung für manche Gelegenheit, nicht in jedem Fall.
Ein manuell zugeschalteter Blitz ermöglicht bei längerer Verschlusszeit die Nutzung des (Rest-)lichts der Umgebung - und sichert zum
Beispiel bei Glühlampenbeleuchtung die gewohnte Stimmung.
Eine dankbare Hilfe stellt ein Blitzlicht auch bei Gegenlichtaufnahmen dar. Ist eine saubere Belichtung bei solchen Aufnahmen schon schwer
genug, werden insbesondere Motive im Vordergrund häufig tiefe Schattenpartien aufweisen. Aufhellblitze wirken hier Wunder - und dazu
reicht auch der eingebaute Blitzzwerg oft aus.