Firma Werner & Roosen, Köln
Gustav Valentin Roosen fand als junger Mann, ambitioniert, zielstrebig und um Existenzgründung bemüht, sehr bald heraus, daß mit einem Konsumartikel Geld zu verdienen sei, wenn er nicht nur auf örtlichen Vertriebsbereich bezogen, son- dern ein landesweiter Vertrieb einzurichten ginge. Mit brillianten Ideen, die heute unter dem Aspekt "P.R. und modernes Marke- Aus diesem Surrogat von Zielvorgaben kristallierte sich ein Artikel, dem man so ohne Weiteres nicht viel zutraute - Kohlepapier
für Kopien von Schreibmaschinen-geschriebenen und HandDurchschreibepapier für Kopien von handschriftlich geschriebenen Originalen, dazu, ergänzend, Farbbänder in allen Variationen.
Als Gründer und Alleininhaber des Unternehmens unterzeichnete er hand- Jetzt galt es, Lieferanten zu gewinnen und geeignete Handels- Schon diese Hürden galt es zu meistern, denn sie erforderten einen ziemlichen Kapitalbedarf - für die zukünftigen Lieferanten (die Das liest sich heute einfach - aber zur damaligen Zeit, ab 1907, erforderte es ungeheuere Kraftakte, Kapital zu beschaffen, alles so durchzusetzen und Engpässe schadlos zu überwinden. Das Konzept durchzusetzen gelang. In Köln, in der Gereonsmühlengasse 24 entstand die Vertriebszentrale für die jetzt, 1911, zunächst mit einem Partner gegründete Firma "werroo" - WERNER & ROOSEN. Und das im Alter von erst 21 Jahren! Es war ein Vorderhaus (WERROO-HAUS)
mit großer Toreinfahrt, als Mehrfamilienhaus mit Zugängen rechts und links von der Durchfahrt. Die Blütezeit erlebte das Unternehmen zehn Jahre nach Gründung bis Anfang der vier- Es wurde Geld verdient. Die Neigung und das Talent des Inhabers, Beziehungen herzustellen und Verbindungen zu schaffen, bewährte sich. Die Bemühungen, sein persönliches "Image" zu verbessern, wurde durch ein ihm übertragenes Mandat, als Wahlkonsul (Frankreich) in Krefeld zu amtieren und damit den Titel "Konsul" zu führen, gekrönt. Dieser Titel öffnete ihm Türen zu höchsten gesellschaftlichen Kreisen und schufen weitreichende geschäftliche Kontakte, die sich auszahlten. Seine repräsentative Gemahlin, Gertrud, Immobilienbesitz, der sich mehrte, ein üppig bemessener Wagenpark (Mercedes SSK, ein Horch und ein Maybach gleichzeitig), zwei Chauffeure, luxuriöse Reisen, Garderobe und Inneneinrichtungen seiner Häuser - alles nur vom Feinsten. Für juristischen Beistand sorgte ab 1938 ein ehemaliger Regierungsrat a.D., Dr. Kurt M., der als Syndikus der Firma zeichnete und für alles behördlich-Administrative die Wege ebnete. Das war auch deshalb notwendig, weil der Inhaber, Großkaufmann, Konsul, kein Mitglied der NSDAP war und somit auch Schwierigkeiten, aus dieser Richtung kommend, abgeblockt werden konnten. Vor Antritt einer zweijährigen Weltreise, die er zusammen mit einem Freund 1924 unternahm, ließ er sich vom Minister des Auswärtigen ein Papier, unterschrieben von Außenminister Gustav Stresemann höchstpersönlich, ausfertigen, welches ihm auch im Ausland Türen der dort ansässigen deutschen Botschafter bei Bedarf öffnen half.
"Der Inhaber der Firma Werner & Roosen in Köln a.Rh., Herr Gustav Valentin R o o s e n begibt sich im Interesse der deutschen Industrie auf eine Weltreise.
Ich bitte die deutschen Auslandsvertretungen, Herrn Roosen zur Erreichung seines Reisezweckes eine etwa gewünschte Unterstützung zuteil werden zu lassen und ihn auf Wunsch mit Empfehlungen zu versehen. Von den Kriegswirren blieb Werner & Roosen, Köln nicht verschont; sein Mercedes Kompressor wurde Anfang 1940 mitsamt einem seiner Fahrer kriegsverpflichtet,
d.h. ersatzlos eingezogen. Eine dreiste Intrige seitens des Chauffeurs wurde vermutet. In einem der Großangriffe auf Köln fiel auch die Gereonsmühlengasse in Schutt und Asche. Als Notlösung wurde
ein Ausweich- Nach Überwinden aller mit dem Kriegsende und Besatzung verbundenen Schwierigkeiten bezog der Chef ein weiteres Ausweichquartier, diesmal aber wieder in Köln, am Ubierring 57. Als es dort zu eng wurde und sich die ersehnte Möglichkeit bot, auf dem Trümmergrundstück der Gereonsmühlengasse 24 eine Bürobaracke zu errichten, nahm man diese Möglichkeit wahr. Endlich wieder in behelfsmäßigen, aber eigenen Räumen.
Nach Kriegsende zeichnete sich ein Strukturwandel ab - immer mehr größere Firmen und damit größere Abnehmer stellten auf "Hollerith"-Verfahren um, das Lochkarten-System - der Vorläufer von EDV. Diese Umstellung und die Einführung von Formularsätzen mit eingeschos- senem Einmalkohlepapier sowie Kleinoffset-Maschinen für den Büro-Alltag mussten auch die Hersteller von diesen chemo-technischen Papieren hinnehmen.
EPILOG Der Konsul, gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe, verstarb an einer kräftezehren-
|