Historischer Hintergrund
Bewirtschaftete Mühlen der Roosen's an Embt und Niers (Niederrhein)
von Gustave Roosen    (Aktualisiert 06 / 2002)



      Ahnherr unserer Großfamilie des rheinisch / niederrheinischen Zweigs war Aegidius Roosen , seines Zeichens Müller, Herkunft vermutlich aus Aldekerk, der um 1750 geboren sein mag; wir wissen lediglich um das Datum seiner Eheschließung, 10. April 1769 mit Johanna Cuypers.

     Die Roosen's waren Zuwanderer aus den Niederlanden, um 1495 - das ist das Geburtsjahr von Cord (auch Coordt), der von Kassenbrook (heutiges Korschenbroich) 1532 nach Steinrade bei Lübeck zog und als Ahnherr der Roosen's der Hamburger Linie gilt. Der Zeitraum von 1495 bis 1750 ist für die am Niederrhein verbliebenen Roosen's , soweit mir bekannt, wahrscheinlich nicht dokumentarisch belegt oder durch die Wirren der Zeit vernichtet worden.

     Aegidius war der Vater von  Peter Jacob Roosen , Müller auf der Mühle Richardshoven/Esch, geboren 1778 in Kaldenkirchen.

     Das Aufgebot zur Eheschließung zwischen der 27-jährigen Magd Cornelia Mühlstroh und dem 37-jährigen Müller Peter Jacob Roosen aus Kaldenkirchen erfolgte am 21.04.1816 ebendort und am 05.05. in Heinsberg, öffentlich, "wirklich vor der Hauptthüre des Gemeine-Hauses"... - wie es in kirchenamtlichen Unterlagen hieß.


Geburtsurkunde Johan Engelbert
Die Geburtsurkunden seiner Söhne Balthasar Hubert und Johan Engelbert ergaben Aufschluß zu seiner Ansässigkeit - Richardshoven bei Esch.

Geburtsurkunden existierten noch von seiner Tochter Johanna Cornelia Margaretha, geb. 13.07.1817 - die später verehelichte Lucht, deren Ehe kinderlos blieb; sie verstarb 1862 in Kirdorf.
Seine andere Tochter Maria Barbara, geb. 27.04.1824 - die später verehelichte Heinen, brachte 6 Kinder auf die Welt; sie verstarb 1880 in Kirdorf.
Zu den ihm zugeschriebenen Söhnen Anton und Peter Aegidius fehlen weitere Daten und Angaben.
Was wir wissen, ist, daß Peter Aegidius der Patenonkel von Peter Aegidius Heinen war.
Sein Bruder Anton soll der Patenonkel von Anton Hubert Heinen gewesen sein.

Aegidius Roosen hatte noch zwei Brüder - Heinrich und Johan Wilhelm; Letzterer heiratete am 21.03.1772 seine Cousine Catharina van Dahlen, welche die Taufpatin von Catharina Mechthild (* 1772) war.

     Auf einer Preußischen Kartenaufnahme (Uraufnahme von 1844, Band X, Blatt 2 erkennt man Richartzhoven, eine Ortschaft mit einem Gut und einer Wassermühle, ca. 3 km von Niederembt, in Richtung Oberembt gelegen, durch welche ein Flüßchen namens Finkelbach fließt - die Energiequelle der dort angesiedelten Wassermühlen.
aus einer
  Preußischen Karte, Lithographie von 1844

     "Sein Quellgebiet liegt bei Rödingen auf der Jülicher Börde, deren Oberflächenwasser er nach Osten zur Erft hin abführte. Er hatte ein so gutes Gefälle, daß er schon nach wenigen Kilometern bei Oberembt die erste von zwei oberschlächtigen Mühlen antreiben konnte. Seinen Taleinschnitt hieß man "Embegrund", nach dem die beiden Embt-Dörfer, Ober- und Niederembt benannt wurden. Wahrscheinlich hieß er früher sogar "Embe" oder "Embter Bach", ehe er den nicht mehr zu deutenden Namen "Finkelbach" erhielt.

      In alter Zeit muß der Bach viel Wasser geführt haben, für das die weiten Bürgewälder zwischen Bedburg und Jülich ein schier unerschöpfliches Reservoir waren. Aber die großen Rodungen im 19. Jhdt. nahmen ihm weitgehend seine Lebenskraft. Heute kann man ihn im Sommer nur noch am kräftigen Grün des Bewuchses am Bachbett erahnen. Ohnehin ist er zu einem erheblichen Teil kanalisiert."
Nach Habrich soll er um 1200 nachweislich vier Mahl- und Ölmühlen angetrieben haben. Es sind jedoch nur drei namentlich bekannt: die in Oberembt, die Richartzhovener und die Kirdorfer Mühle.(Aus einem Aufsatz von HABRICH "An den heiligen Wassern des Embegrundes", in: An Erft und Gillbach etc. sowie aus Publikationen von KIRCHHOFF/BRASCHOSS, KÖHLER, KREINER, NOLL)

     Das Rittergut Richardshoven (Richartzhoven) gehörte bis zur Säkularisation der Abtei Kornelimünster, dann dem Preußischen Staat. Schon im 11. Jhdt. wurde es erstmals urkundlich genannt. Seit der ersten Hälfte des 19. Jhdt. befindet es sich in Privatbesitz.
Zu der auch heute noch malerischen Besitzung gehört seit alters her eine Wassermühle mit einem oberschlächtigen Rad. Schon 1272 wurde sie im Zusammenhang mit Knechtsteden erwähnt. Aber sie ist eine Schicksalsgenossin der Oberembter Mühle und - seit dem vorigen Jhdt. - ebenso verschwunden wie diese.(Aus einem Aufsatz von HABRICH "Ein kulturgeschichtliches Denkmal..." s.o. sowie aus Publikationen von EHLEN, KÖHLER, KREINER und SOMMER)
Aus Kirdorf stammten Balthasar Hubert und Maria Christina Roosen, Ehefrau von Balthasar Hubert - die Ur-Urgroßeltern des Verfassers.

     Eine namentliche Erwähnung von Peter, dem Müller, wird man in den Archiven vergeblich suchen, da Pächter (ausgenommen Erbpächter) in Archiven nicht geführt werden.

     Wir wissen von seinen beiden Söhnen, Balthasar Hubert, dem Mühlsteinschärfer und Johan Engelbert, dem Müller. Auszug aus Taufregister Aus einem Kirchenbuch-Eintrag erfahren wir von einer Tochter, Johanna Cornelia Margaretha, welche 1862 in Kirdorf verstarb. Wer wann von dieser Familie abwanderte, wissen wir leider nicht. Vermutlich setzte sich bereits Johan Engelbert nach Odenkirchen ab, wenn auch offiziell erst dessen Sohn, Johann Heinrich , die Mühle in Güdderath 1884 erwarb:

Ruine der Roosen's-Mühle Güdderath "Still und verträumt liegt im Güdderather Bruch an der Niers die alte Mühle. Ehemals gehörte sie zum Güddera-
ther Hofe; als Besitzer wird 1509 Everhard von Reifferscheidt erwähnt. Im Jahre 1574 wurde Heinrich von der Düssel mit diesem Hofe belehnt, nach dessen Tod die "Heinrich's von der Düssel nachgelassene Wittib und Haus
frau Christina Brauns". Johann von Düssel war 1690 Besitzer. Der alte Güdderather Düsselhof lag neben dem Feuerwehr-Turm und ist mit diesem am 31. August 1943 vollständig zerstört worden. Nach dem vorgenannten Geschlechte wurde die Güdderather Mühle auch Düsselmühle genannt. Der letzte Eigentümer aus der Familie Düssel starb 1717; er hatte die Mühle dem Ursulinenkloster in Köln vermacht. Als Klostergut wurde die Mühle von den Franzosen zum Staatseigentum erklärt und 1802 versteigert. Eine Familie Dapper (Tapper) erwarb das Anwesen.
aus einer Preußischen Karte; Lithographie von 1844 In alten Katasterunterlagen wird sie als Tappertsmühle bezeichnet. Die Familie Dapper wurde nach Abzug der Franzosen mit einer Erbrente zugunsten des Kölner Ursulinenklosters belastet. Nach dem Aussterben der Familie Dapper wurde die Mühle im Jahre 1854 in Wickrath an den Meistbietenden versteigert.Roosen's Mühle um 1912 Ankäufer war der Mühlenbesitzer Johann Mathias Knippertz aus Gerkrath. Hofraum, Gebäude, Garten und Holzung waren etwas fünf Morgen groß. Die Hofbezeichnung lautete "Kammerhof". Im Kriege wurde die Mühle stillgelegt. 1884 ging die Mühle in den Besitz der Familie Johann Heinrich Roosen ("Roosensmühle") über. Der Betrieb wurde 1930 eingestellt.
In einer anderen Quelle heißt es, daß Johann Heinrich Dapper, 63 Jahre alt, Erbpächter der Güdderather Mühle war, die dem Ursulinenkloster in Köln gehörte. Sein Vater und er haben die Mühle seit 70 Jahren (Anmerkung: seit 1766) in Erbpacht. Im Rheinischen Städteatlas Odenkirchen, 1980, Tafel 2.3 wird die Mühle selbst noch im Jahre 1902, nicht aktualisiert, "Tappertsmühle" genannt".  (Aus RIXEN, Bd. 1, KOSCHE)

     Ein Hinweis darauf wurde gegeben, daß zwei weitere Mühlen von Roosen'schen Müllern betrieben wurden:   Heinrich Roosen als Pächter der Brempter Mühle (ca. 1822), im heutigen Gebiet Niederkrüchten und Johan Jacob Roosen als Pächter oder Besitzer (?) der Lüttelforster Mühle (ca. 1849), Gemeinde Schwalmtal. Beide Mühlen existieren allerdings nicht mehr. Der Besitzstand von Johan Jacob Roosen zur Zeit 1829 wird vom heutigen Besitzer der Mühle, Herrn R. bestritten; die Daten für den Nachweis sollen allerdings im Staatsarchiv Düsseldorf vorliegen.
     Mit freundl. Genehmigung von Herrn Dr.H.Vogt, Krefeld. Näheres zu Mühlen generell in seinem Werk "Niederrheinischer Wassermühlenführer 2. Aufl. 1999" welches der Autor als das führende Standardwerk ansieht.
(Vom gleichen Verfasser gibt es auch einen Niederrheinischen Windmühlenführer)
Es gibt Hinweise zu verschiedenen Familien Roosen in und um Niederkrüchten, so zu Heinrich Rainer Roosen (1794 - 1859). Aber Zuordnungen der einzelnen Familien zueinander und verbin-
dungsmäßig zu den übrigen Roosen's vom Niederrhein stehen bislang noch aus.

Hier geht's zu   Die Geschichte der Roosen's in Köln - speziell die von Konsul Gustav V. Roosen

Quellen-Nachweis: Die Anleihen an Textbeiträge der namentlich genannten Autoren, die Kartenausschnitte der Historischen Preußischen Karten sowie die Aufnahme der Güdderather Mühle aus dem Jahre 1912 verdankt der Autor, wie auch die Hinweise zu den Mühlen in den Nachbar-Orten Elsdorf-Oberembt (Mühle vor 1563 - 1960) und Kirdorf (Mühle vor 1288 - 1.Hälfte 20. Jhdt.) und solchen, welche von Roosen'schen Müllern bewirtschaftet wurden, Herrn Dr. H. Vogt, Krefeld.


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