Kleiner Bach am Teufelsgraben
Stadtökologischer Lehrpfad Bamberg (6.Station)

An Fließgewässern gibt es im Bamberger Stadtgebiet zwei Flüsse, (Main und Regnitz), vier Bäche (Sendelbach im Süden, Röthelbach bei Gaustadt, See- oder Sandbach im Norden, den Teufelsgraben in Bamberg Ost) und einige kleinere Gräben. Einer davon ist der Teufelsgraben im Westen der Stadt, der nicht zu verwechseln ist mit seinem als Bach eingestuften Namensvetter im Osten (Hauptsmoorwald). In ihm sammeln sich Niederschläge des nördlichen und östlichen Altenburghanges und des Michaelsberger Waldes sowie Quell- und Sickerwasser, das dort gelegentlich austritt, weil sich Bodenschichten aus Sand und Ton abwechseln und das Wasser, wenn es auf Ton trifft, gestaut und der Neigung nach an die Hangoberfläche abgeleitet wird. Dort wirkt es übrigens wie ein Gleitmittel: der Sandstein rutscht über dem gequollenen Ton ab, was mitunter zu Hangstürzen führt. Die letzte größere Rutschung fand in den Dreißiger Jahren statt, als die Erdmassen bis in den Teufelsgraben herabreichten. Spuren der geologischen Bewegungen sieht man auch heute noch an der Wildensorger Straße, die sich talwärts bewegt und in regelmäßigen Abständen angeteert werden muß.

In heißen Sommern, wenn es nicht viel regnet, trocknet der Teufelsgraben gelegentlich aus, sein Grund bleibt aber, zumindest im unteren Hangbereich, ständig feucht. Dort stocken denn auch die typischen Gehölze der Bachauen, insbesondere Erlen und diverse Weidenarten. Im Unterwuchs gedeihen Mädesüß, eine meterhohe Staude, die in dichten gelbweißen Rispen blüht, die blaue zierliche Bachbunge und die vor allem im Frühjahr mit ihren großen, gelben Blüten auffallende Sumpfdotterblume - allesamt Pflanzen, die Nässe für ihre Entwicklung brauchen. Man kann aus ihrem Auftreten geradezu auf die Feuchtigkeitsgrad des Bodens schließen, weshalb sie auch Zeigerpflanzen genannt werden.

Der nahe der Stationstafel gut ausgeprägte Weidenbestand ist eine üppige Nahrungsquelle für Insekten. Während Weiden, genauso wie unsere Eichen, mehr als 400 Insektenarten versorgen, sind es beim Feldahorn oder der Hainbuche etwa 50, bei fremdländischen Pflanzenarten, wie z.B. der auf der anderen Wegseite wuchernden Schneebeere, meist nicht mehr als 10. Weiden sind die Insektenbäume schlechthin, insbesondere auch deshalb, weil ihre frühe Blüte (Palmkätzchen!) den geflügelten Sechsbeinern einen zeitigen Start in das Jahr ermöglicht.

Zum Teil sind die Weidenbäume im Teufelsgraben auf Kopf geschnitten, das heißt, daß durch regelmäßigen Schnitt von Gerten für die Korbflechterei statt normalem Geäst ein gedrungener Stammkopf mit langen Ruten entsteht. In diesen Kopfweiden bilden sich häufig Faulhöhlen, die von eher seltenen Vogelarten wie dem Wiedehopf oder Steinkauz als Brutstätte bevorzugt werden.

Im oberen Hangbereich, der von Wochenendhäusern geprägt ist, hat man den Teufelsgraben seinerzeit verrohrt, um bequeme Zugänge zu den Grundstücken zu schaffen. Die Verrohrung reduziert den Sauerstoffgehalt des Baches und schwächt seine Fähigkeit zur Selbstreinigung. Es fehlen die Turbulenzen der Strömung und die Uferpflanzen, welche mit ihren Wurzeln wie Schadstoffilter wirken. Im Verein mit der niedrigen Wasserführung und der Einschwemmung von Dünger aus den angrenzenden Gärten führt das zu einer starken Verarmung seiner Lebewelt. Um den Bach zu vitalisieren, müßte er freigelegt und vielfältig strukturiert werden: geschlängelter Verlauf, flache und tiefe Fließzonen im Wechsel, nutzungsfreie Ufer. Genau das soll geschehen - im Zug der Kanalisierung des Wochenendgebietes ist auch eine Renaturierung des Teufelsgrabens geplant. Wer die sechste Station des Lehrpfades anläuft, wird sie in einigen Jahren dann hoffentlich noch artenreicher vorfinden.