Vielfalt auf Sand
Heidekrautbestände im Bamberger Stadtgebiet

Früher verstand man unter dem Begriff "Heide" alles Brachland in einem Gemeindegebiet, heute bezeichnen Ökologen damit eine besondere Pflanzengesellschaft auf Sandboden, die durch das Heidekraut geprägt ist: ein rot bis violett blühender Zwergstrauch, der gerade im Herbst auch als Zierpflanze für Garten, Balkon und Gräber genutzt und aus diesem Grund in Baumschulen herangezogen wird.

In freier Natur hat das Heidekraut seinen Verbreitungsschwerpunkt in den Alpen, auf den Höhenlagen der Mittelgebirge (Frankenwald, Fichtelgebirge, Bayerischer Wald, Rhön) und im Mittelfränkischen Becken, an dessen Rand Bamberg liegt.

Der lockere Bewuchs des Heidekrautes ermöglicht es verschiedenen Moosarten sich in den Lücken auszubreiten. Dennoch ist die Heide verglichen mit einem Sandmagerrasen relativ artenarm. Das liegt daran, daß ihre Streu schwer zersetzbar ist und den Boden stark versauert. Bei diesen Extrembedingungen können andere Pflanzen kaum Wurzel fassen.

Die Verbreitung von Heiden wurde im Mittelalter durch Rodung von Wäldern und nachfolgende Beweidung mit Schafen stark gefördert (Lüneburger Heide). Die außeralpinen Zwergstrauchheiden sind aber bereits wieder im 19. Jhd. durch Aufforstungen und Einstellung der Weidewirtschaft verlorengegangen. Die Heiden unterhalb der Baumgrenze lassen sich auch zukünftig nur durch nicht zu starke Beweidung oder entsprechenden Pflegemaßnahmen erhalten.

Im Stadtgebiet von Bamberg gibt es trotz der vielen sandigen Böden nur zwei nennenswerte Bestände des Heidekrautes Calluna vulgaris: auf dem Flugplatz Kramersfeld und unter der 110kV-Doppelleitung der EVO im südlichen Hauptsmoorwald. Dort wo aus technischen Gründen (Hochspannungsleitung und Flugplatzbetrieb) die Kiefern nicht aufkommen dürfen, wächst statt lichtem Wald ein oft flächendeckender Bestand des Heidekrautes. Der Zwergstrauch ist an die trockenen, nährstoffarmen Böden der Flugsanddünen optimal angepaßt, wie sie nach der Eiszeit am östlichen Rand des Regnitztales vom Wind über lange Zeiträume aufgeworfen wurden. Da insgesamt nur 2,3ha des Stadtgebietes (5400ha) den Vegetationstyp der Zwergstrauchheide aufweisen, verdienen diese Flächen und ihre Pflanzen unseren besonderen Schutz. Nicht nur als Grabschmuck und blühwilliger Herbststrauch, sondern vor allem auch in seiner natürlichen Umgebung - als anspruchsloser Besiedler sandiger Böden.