Ein Kranz exotischer Bäume
Eichen an der Schillerwiese im Luisenhain

Wer in Bamberg die Farben des Herbstes genießen will, dem wird als erste Adresse der Hain einfallen. Ein Spaziergang durch den Park in den nächsten Wochen zeigt die Bäume prächtig und bunt wie keine andere Jahreszeit. Eine besondere Attraktion, an denen die meisten Parkbesucher bislang wohl ahnungslos vorübergegangen sind, ist dabei der Baumbestand rund um die Schillerwiese im Luisenhain. Am Rand dieser im Sommer als Liegewiese genutzten Fläche stehen mächtige Eichen. Und diese Bäume sind es, die besondere Beachtung verdienen. Es handelt sich dabei nicht allein um die in Flußniederungen häufige Stieleiche (Quercus robur), sondern um einige bei uns seltene Eichenarten wie z.B. die Ungarische Eiche, die Zerreiche, die Kastanienblättrige Eiche oder die Weißeiche. Insgesamt stocken rund um die Schillerwiese 11 Eichenarten! Hinzu kommen verschiedene Spielarten der heimischen Stiel- und Traubeneiche. So findet sich beispielsweise am Nordrand der Wiese, gleich unterhalb der Hainbrücke, eine sogenannte Goldeiche, eine Abart der Stieleiche, die im Frühjahr mit goldgelbem Laub austreibt. Die Färbung hält sich ein paar Wochen, bis durch verstärkte Bildung von Blattgrün der Unterschied zur normalen Form allmählich schwindet.

Zurück geht die Anlage der Schillerwiese auf Pflanzungen des den Hain betreuenden Ökonomierates Daniel Mayer. Er ließ im Jahr 1880 rings um die Wiese, die bereits 1827 in Stadteigentum übergegangen war, einen Kranz mit "exotischen" Eichenarten setzen. Es sollen nach Literaturangaben 147 verschiedene Arten gewesen sein, was sicherlich übertrieben ist. Aber schon die nach über 100 Jahren noch erhaltenen Bäume machen das Gebiet zu einem Kleinod für Baumforscher (Dendrologen). Und auch der interessierte Laie wird ohne Schwierigkeiten anhand fallender Blätter zahlreiche Arten unterscheiden können: die tief gebuchteten, schmalen Blattzipfel der Roteiche, die nach dem flammend roten Laub der Jungbäume benannt ist oder die unterseits filzigen Blätter der Pyrenäeneiche. Die Blätter mancher Eichenarten (Kastanienblättrige Eiche) sind schon so weit vom typisch gebuchteten Laub entfernt, daß nur ein Blick auf ihre Früchte (Eicheln) sie als solche entlarvt.

Wer es genauer wissen möchte, kann anhand eines detaillierten Planes die einzelnen Bäume bestimmen. Dr.Josef Dietz und Dr. Erich Garthe, beide mittlerweile verstorben, haben genaue Aufzeichnungen des Baumbestandes durchgeführt (Karte mit Signaturen) und sie 1983 im 83. Bericht der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg veröffentlicht.

Es lohnt sich rund um die Schillerwiese auf Baumsuche zu gehen. Und das erst recht zur jetzigen Jahreszeit. Neben den ungewöhnlichen Eichenarten, die am Rand zu entdecken sind, wächst inmitten der Wiese eine Eiche (Stieleiche) mit untypisch herabreichender Krone, die ihr erst den Namen gegeben hat: die "Schillereiche". Sie wurde 1959 zum 200.Geburtstag von Friedrich v. Schiller gepflanzt.