Vom Nachtleben über der Regnitz
Von den 18 Fledermausarten, die sich in Bayern fortpflanzen, sind
im Rahmen der Biotopkartierung (1989) stolze zwölf Arten
für das Bamberger Stadtgebiet nachgewiesen worden. Als besonders
stark frequentierte Gebiete haben sich dabei die Auegehölze
und Altwässer am Main, die verwilderten Obstwiesen im Wiesengrund
bei Bug, das Berggebiet und der Hain erwiesen.
Da es für Fledermäuse immer schwieriger wird, natürliche
Sommerquartiere zu finden, installierte der Verein für Vogelschutz,
-zucht und -pflege in Zusammenarbeit mit dem Umweltamt 1990 im
Hain 40 Spezialnistkästen für Fledermäuse. Die
Kästen wurden in Gruppen zu 3-5 an geeigneten Bäumen
(freier Anflug, Südausrichtung, in Ufernähe) angebracht.
Daß unter Fledermäusen tatsächlich Wohnungsnot
herrscht, zeigte jetzt eine Inspektion der Nistkästen, die
Manfred Zeck, Vorsitzender des Vogelschutzvereines, Otmar Lunkenbein
und Dr.Gerdes vom Umweltamt durchführten.
Die Kästen aus Holzbeton, die aufgrund einer besonderen Konstruktion
nur alle paar Jahre gereinigt werden müssen, waren im Vorjahr
zu 50% von Fledermäusen belegt gewesen, wie die Naturschützer
aus Kotresten schließen konnten - eine Belegungsquote, die
für die anspruchsvollen Fledermausweibchen beachtlich ist.
In vier Kästen hatten die schlanken Blaumeisen schon die
Gunst der Frühlingszeit genutzt und ihre Moosnester gebaut.
Sieben Kästen waren im Vorjahr leer geblieben, und in den
restlichen neun befanden sich die kunstvollen Etagennester von
Hornissen! Auch diese unter Naturschutz stehende und zu Unrecht
gefürchtete Wespenart hatte die neuen Wohnungen schnell besetzt
- eine verzeihliche Fehlbelegung, da Hornissen bayernweit als
gefährdete Tierart eingestuft wird.
Natürlicherweise kommen Hornissen ebenso wie Fledermäuse
in Höhlen alter Bäume vor. Der Mangel daran - bedingt
durch die frühzeitige Beseitigung von Totholz im Wald - hat
auch die Hornissen gezwungen, auf künstliche Nistgelegenheiten
auszuweichen. So stehen sie mit den Fledermäusen in Konkurrenz
um trockene, sonnig gelegene Nisthöhlen. Daß aber keine
Hausbesetzung endgültig ist, erfuhren die Inspekteure bei
der Öffnung eines der Kästen: über einem teilweise
von ihnen selbst abgetragenen Hornissennest vom Vorjahr hatte
sich eine Fledermauskolonie von 12 Tieren zum Tagesschlaf eingefunden.
Mitunter war die Reinigung der Nistquartiere von Fledermauskot
und den Überbleibseln alter Nester für die Naturfreunde
auch ein Nervenkitzel. Denn aufgrund des sonnigen Aprilwetters
waren die Königinnen der Hornissen schon unterwegs, um neue
Nistmöglichkeiten für dieses Jahr auszukundschaften.
Und so war es bei der Öffnung der Kästen keine Besonderheit,
wenn plötzlich aus dem Inneren eine immerhin gut 4cm lange
Hornissenkönigin hervorgeschossen kam. In keinem Fall machten
die Staatengründerinnen aber Anstalten für einen Angriff,
sondern suchten unvermittelt das Weite - ein Beweis mehr dafür,
daß die oftmals nahezu als Monster karikierte größte
deutsche Wespenart in Wirklichkeit weit weniger gefährlich
ist, als ihr nachgesagt wird.
Mit den für die anstehende Brutsaison vom Verein für
Vogelschutz, - zucht und -pflege nun vorbereiteten Fledermauskästen
bleibt zu erwarten, daß der aufmerksame Hainbesucher auch
dieses Jahr in der Abenddämmerung wieder reichlich über
der Regnitz an und abfliegende Fledermäuse beobachten kann.
Artenhilfsmaßnahmen für Fledermäuse im Hain